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Die Liebe zur Couture

Die Liebe zur Couture

in Zeiten von Corona

Mahi Degenring kehrt mit ihrer Haute Couture zurück nach Düsseldorf. Früher in der Mode-Villa
in Kaiserswerth, präsentiert sich die Mode-Designerin nun an der ersten Adresse der Modestadt:
an der Königsallee.

Stolz streicht Mahi Degenring über die seidige Vorderseite eines Blazers: ,,Das ist unser Top-Model, eine Art Luxus-Recycling, Strick mit edlen Tüchern. Es ist von Brioni.“ Ein schöner Zufall: Denn ihr in diesem Jahr eröffneter Mode-Salon im Kö-Center diente vorher diesem italienischen Luxus-Herrenausstatter, bekannt für seine figur-und taillenbetonten Schnitte, als Flagshipstore auf Düsseldorfs Prachtmeile.

Figur- und taillenbetont geht es immer noch zu, jetzt allerdings für Damen. Es war die Liebe zur Mode in Zeiten von Corona, die die Mode-Designerin mit persischen Wurzeln – vielen Düsseldorfern noch bestens bekannt durch ihre Mode-Villa in Kaiserswerth – mitten in der Pandemie bewog, noch einmal einen neuen Shop zu eröffnen. Dabei wollte sie eigentlich aufhören nach 37 Jahren Selbstständigkeit. Doch dann drängten ihre treuen Kundinnen sie zum Weitermachen und schließlich ein Freund vom Fach mit dem Argument, Louis Vuitton gebe es auch schon seit 150 Jahren. So kehrte sie mit ihrer Haute Couture zurück – diesmal an die Kö.

Doch wie übersteht man als Mode-Designerin eine Krise wie Corona? Die Antwort kommt spontan: ,,Durch Anpassung. Wir haben uns mit Änderungen über Wasser gehalten. Für eine Kundin habe ich zehn Kostüme von Größe 40 auf 44 geändert. Kein Problem, ich habe ja über 30 Jahre alle Stoffe verwahrt, ein wertvolles Archiv, aus dem ich immer noch schöpfen kann.“

Wie Mahi Degenring, die selbst eine natürliche Eleganz verkörpert, zur Mode kam, klingt wie ein Märchen: Es war einmal eine schöne junge Frau, die schöne Kleider vorführte. Während einer Lehre als Fotografin entdeckte ihr Chef sie als Model und Mahi Degenring ihre Liebe zur Mode.

Schon als Kind hatte Mahi aus einem Stoff, den sie schön fand, eine Bluse geschneidert. Später, als Verkaufsleiterin einer renommierten Modefirma, genügten deren Kollektionen nicht ihren damals schon hohen Ansprüchen. Seufzend erinnert sie sich: ,,Da blieb mir praktisch nichts anderes übrig, als meine eigene Kollektion zu entwerfen.“ Die vermarktete sie unter dem Namen „Feminin Flair“ Mitte der 80er-Jahre auf der Igedo, im damaligen Interconti an der Kaiserswerther Straße. Dort wurden auf zwei Etagen Luxus-Labels präsentiert, weil Europas größte Fashion Fair in ihren besten Jahren auf dem Messegelände aus allen Nähten platzte.

Die Idee hinter Mahi Degenrings Mode ist heute noch aktuell: Musterteile aus edlen Stoffen und in intelligenten Schnittführungen zu entwerfen und zu fertigen, die individuell nachbestellt und bei Bedarf angepasst und abgewandelt werden können. Zeitlose Eleganz eben. Die Designerin ist nach wie vor überzeugt: ,,Das ist Kultur und hat mit Mode eigentlich nichts zu tun. Selbst wenn man nur wenige Teile aus meinen Kollektionen besitzt, kann man sie immer wieder variieren, ergänzen.“

Der Begriff „passend angezogen“ – bei Mahi Degenring bekommt er eine mehrfache und umfassende Bedeutung. Der feine Unterschied zur Mode von der Stange: Die Kundin ist praktisch in die Kreation eingebunden, folgt nicht irgendeinem Trend, sondern ebenso wie die Modeschöpferin ihrem eigenen Anspruch und findet so ihren eigenen unverwechselbaren Stil. Kein Wunder, dass sich einige Damen ihre gesamte Garderobe von Mahi Degenring maßschneidern lassen. Auch und gerade für besondere Anlässe. Eine ihrer Spezialitäten: passende Roben für Brautmütter – ansonsten gar nicht so einfach zu finden.

In diesem direkten Kontakt. der ihr sehr wichtig ist, sammelte Mahi Degenring im Laufe der Jahre auch Erfahrungen in ihren Stores in anderen Metropolen, immer mit feinen Adressen, in Berlin an der Fasanenstraße oder zuletzt auf der anderen Rheinseite in Köln an der Brückenstraße, nicht weit vom Kolumba-Museum. Ihr Atelier betreibt die Designer mit 17 Mitarbeitern der Jahrtausendwende in der Homburger Papiermühle in Nümbrecht im oberbergischen Kreis.

Auch in den aktuellen Degenring-Entwürfen verbindet sich traditionelles Schneiderhandwerk mit ethnischen Motiven und Inspirationen, beispielsweise von Chanel. Da wird ein Seidenrock mit Strick kombiniert – aus eigener Handstrickerei – die Jeans mit einem eleganten Bouclé-Jäckchen, zum Bleistiftrock gehört eine Bluse Ton-in-Ton, in dieser Saison in einem satten Kornblumenblau.

Im Schaufenster dominiert die junge Mode: Minikleider aus Strick in kräftigen Herbstfarben. Mahi Degenring möchte auch die Töchter ihrer Kundinnen gewinnen und sucht noch nach dem richtigen Weg. Jedoch nicht über einen Online-Shop: ,,Das ginge gar nicht. Meine Mode muss man anprobieren, ich muss sie an meinen Kundinnen anprobieren. Die wollen das auch gar nicht anders.“

In der eigenen Familie steht die nächste Generation schon bereit. Tochter Shirin kümmert sich um den kaufmännischen Teil der Couture und modelt – wie ihre Mutter in früheren Jahren. Wobei die eigene Kreativität bereits in der Luft liegt: Shirin möchte einen Duft zur Mode kreieren.

Längst liefert Mahi Degenring in alle Welt. Doch die wahre Modestadt ist und bleibt für sie Düsseldorf. Deshalb auch der neue Salon im Kö-Center, dessen Ambiente so zeitlos anmutet wie die Haute Couture darin. ,,Wo sonst hat man eine solche Auswahl an Top-Marken so nah beieinander, Prada, Dior, Chanel? Das findet man weder in Hamburg noch in München.“ Und nun also noch ergänzt von Mahi Degenring.